Donnerstag, 30. Juli 2009

Donnerstag, der 30. Juli 2009 / Edit

Das Geheimnis von Charly Davidson

Von Tim Schwarz

Was haben alte Filme, die Vorbilder für INGLORIOUS BASTERDS waren, Michael Schuhmacher und Couscous gemeinsam? Alles. Denn es geht heutzutage nur noch um das Verkaufen in einem unbarmherzigen Markt - wer wüsste das besser als der verstorbene Charly Davidson?

In einer zusammenstürzenden Weltwirtschaft schien der Kapitalismus tot, lag auf dem großen Friedhof gescheiterter Welt-Ideen gleich neben de Kommunismus. Das ist natürlich großer Quatsch, denn der Kapitalismus ist so gegenwärtig wie nie zuvor und in ihm wird Alles - und mit Alles meine ich wirklich Alles vom Bambi bis zur Bombe - zu einem Unique Selling Point ... sogar für alte Filme, die Vorbilder für INGLORIOUS BASTERDS waren, Michael Schuhmacher und Couscous, das vor einiger Zeit zeitgleich aus den Regalen aller bundesdeutschen Discounter verschwunden ist (Was war da los? Gab es zu wenige Käufer? Oder Ärger mit radikal-islamistischen Anti-Couscous-Brigaden? Vielleicht gar eine Verschwörung? - Fragen über Fragen).

Jedenfalls ist Couscous damit ein weiterer potentieller Kandidat als Unique Seller, ebenso wie es alte Filme, Michael Schumacher und Charly Davidson wurden, denn der Kapitalismus ist, wie schon gesagt, so allgegenwärtig wie nie. Geld muss generiert werden und da taugen Pakete mit alten Filmen, die jeder schon x-mal gesehen hat, ein zurückgetretener Formel-1-Fahrer, ein aus den Ragelen verschwundenes Nahrungsmittel und eine verstorbener Musiker allemal. „Kauft alte Filme, die Vorbilder für INGLORIOUS BASTERDS waren! Jetzt super günstig, eine einmalige Gelegenheit, zum ersten Mal im neuen Jahrtausend auf Blue-Ray-DVD“, hört man die Kapitalisten rufen, oder „Schumi is back! Wann wird er sein ersten Rennen nach dem Rücktritt gewinnen? SENSATION! Kauft die Michael-Schumacher-Kollektion 2009!“, oder „Couscous ist wichtig. Der neue Griesbrei für alle. LECKER, LECKER! Sogar Brad Pitt isst Couscous.“ oder „Nach seinem Tod ist Charly Davidson so gut wie nie. MASSENHAFT NEUE SONGS AUFGETAUCHT! Kauft, kauft, kauft!“.

„Ja, okay,“, denken die Menschen „wenn's um uns herum nicht ernster wird, ist es ja gut.“ Düstere Requiems auf die „12 MONKEYS“, die unsere Welt mit Schweinegrippe beglückt haben, stoßen naturgemäß auf weit weniger Nachfrage als jene euphorischen Aufrufe, sein Geld (oder das der Bank) für sinnlosen, unnützen Mist auszugeben. Wo überwintern eigentlich zur Zeit all die alerten Kommunikationstrainer und smarten Börsengurus, die früher die Mehrzweckhallen deutscher Kleinstädte ebenso füllten wie die SPIEGEL-Bestsellerlisten. Aber was hat das denn nun wirklich mit Alten Filmen, Michael Schuhmacher und Couscous zu tun? Und vor allem mit Charly Davidson? Letzteres zumindest bleibt sein Geheimnis, das er mit ins Grab genommen hat.

Vielleicht haben meine sorgfältig ausgewählten Schlagwort-Labels "Verschwörung", "Schweinegrippe", "12 MONKEYS", „INGLORIOUS BASTERDS, „Michael Schumacher“, „Brad Pitt“, „Bombe“, „Unique Selling Point“, „radikal-islamistische Brigaden“ und „Das Geheimnis von Charly Davidson“ dazu geführt, diese Kolumne nach ganz oben an die Tages-Klick-Spitze zu pushen. Dann was im Internet „oben“ ist, das verkauft sich immer gut.

Vielen Dank liebe Leser, Sie jedenfalls haben prima mitgemacht bei der Rettung des Kapitalismus!

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